Der Urmensch am Grill

- Aus der Verhaltensforschung -

Und siehe auch hier: ==> 14 Grilltipps vom amtierenden deutschen Grillmeister

Männer am Grill fühlen sich nach Ansicht von Wissenschaftlern in die Rolle des Jägers und "Höhlenmenschen" zurückversetzt.
Am Grillrost würden die männlichen Urinstinkte geweckt, sagte Nina Degele, Professorin für Soziologie und Geschlechter-Forschung an der Universität Freiburg, in einem dpa-Gespräch.
"Die Arbeit mit rohem Fleisch wird als eindeutig männlich und archaisch empfunden", sagte sie.
Grillen sei daher vor allem beim männlichen Geschlecht beliebt. Frauen dagegen würden mehrheitlich wenig Lust empfinden, am Grillrost zu stehen.


"Wer Feuer anzündet, steht in der Sozialhierarchie ganz oben"

"Am Grill wird mit der Beute hantiert, die mit eigenen Händen in freier Natur zubereitet wird", sagte Degele.
Thematisch gehe es um den wilden Mann, der für die Nahrungsaufnahme hart arbeiten müsse und der für die Versorgung der ganzen Gruppe verantwortlich sei. Zudem werde am Grill die Rolle in der Gesellschaft entschieden.
"Wer Feuer anzündet, steht in der Sozialhierarchie ganz oben", sagte die Professorin, die an der Freiburger Universität das vor drei Jahren gestartete Forschungsprojekt "Grillen und Lebensstil" leitet.


"Grillen wird in Deutschland immer beliebter", sagte Degele.
Das Hantieren mit der Bratwurstzange gelte mittlerweile als "Lifestyle-Phänomen an der Schnittstelle zwischen Tradition und Moderne".
Grillfans würden vor allem die Gemeinschaft schätzenSie erinnere an Zeiten, in denen an Feuerstellen gemeinsam das Essen zubereitet und zu sich genommen wurde.


Grillen top, Hausarbeit flop

"Grillen ist auch ein Ritual, bei dem die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gezeigt wird", sagte Degele.
Jungs und Männern sei wichtig, einer Gruppe anzugehören und sich dort darzustellen.
Dies funktioniere am Grill besonders gut.
"Männer tun eher Dinge draußen, die sichtbar sind. Das ist prestigeträchtiger als die Arbeit hinter Fenstern und Türen", sagte Degele weiter.
Während Hausarbeit auf wenig Gegenliebe stoße, stehe das Grillen hoch im Kurs.
Die Aufgabenverteilung zwischen Männern und Frauen sei beim gemeinsamen Grillen klar geregelt.


Grill-Weltmeisterschaften starten

"Am Grill ist der Mann der Chef. Er steht im Mittelpunkt des Geschehens", sagte Degele.
Er finde Lob und Anerkennung, weil er öffentlichkeitswirksam die Nahrungszufuhr sichere und Verantwortung für die Gemeinschaft übernehme.
Wenn es jedoch um die Zubereitung der Salate gehe oder nach dem Grillen um das Aufräumen und den Abwasch, dann seien die Frauen gefragt, sagte Degele.
Wieder einmal starten im pfälzischen Pirmasens die diesjährigen Grill-Weltmeisterschaften.
Angemeldet haben sich nach Angaben der Organisatoren insgesamt 64 Teams aus 23 Nationen.

14 Grilltipps vom amtierenden deutschen Grillmeister

  1. Knoblauch bringts
    Bloß nicht Steaks & Co. mit Gewürzen "erschlagen"!
    Besser: den typischen Eigengeschmackmit ein paar Spritzern Knoblauch-Öl unterstreichen.
    Auch lecker: Thymian und Rosmarin in Alufoliepäckchen wickeln, kleine Löcher hineinstechen und in die Glut legen.
    Das entweichende Aroma gibt Fleisch eine dezente Kräuternote.


  2. Saftiger geht's nicht
    So bleibt der Saft im Fleisch: Immer heiß angrillen, damit sich die Poren schließen, dann in die kältere Zone des Rostes ziehen und langsam durchgaren lassen.
    Wichtig: Danach 2 Minuten ruhen lassen - so kann sich der Saft im Fleisch optimal verteilen.


  3. Anti-Rauch-Trick
    Tropft Fett in die Glut, entsteht schädlicher Rauch.
    Das hilft: Fleisch in einer Aluschale grillen.
    Wem Steaks nicht knusprig genug sind: 2 Minuten vor Garende trockentupfen, dann direkt auf den Rost legen.
    Ergebnis außen knusprig, innen saftig.


  4. Vorsicht, Gemüse
    Fast jedes Gemüse eignet sich zum Grillen.
    Ausnahme: Dunkelgrüne Sorten wie grüne Paprika, Peperoni und Lauchzwiebeln werden bitter. Gilt auch für Gewürze wie Paprikapulver oder Curry. Sie zerfallen in der Hitze, schmecken bitter.
    Nachher würzen ist okay!


  5. Perfekte Steaks...
    ... sind mit feinen Fettadern durchzogen (marmoriert).
    Sie garantieren Zartheit und Top-Geschmack.
    Um ganz sicher zu gehen: Geben Sie Steaks eine kräftige Öl-Massage!
    Danach im Kühlschrank 24 Stunden ruhen lassen. Das Fleisch schmilzt auf der Zunge.


  6. Achtung, Kohle & Co.
    Nur Kohle mit "Din Püz"-Kennzeichen verwenden. Sie ist garantiert frei von schädlichen Stoffen.
    Bei Anzündern gilt: Niemals Benzin oder Brennspiritus verwenden! Sie setzen Krebs erregende Stoffe frei.
    Top: Anzünder-Gels mit DIN-Verträglichkeitsemblem.


  7. Die Dicke machts
    Mit der Dicke der Stücke steht und fällt das Resultat.
    Rinder-Steaks sollten 3 cm dick sein, von der Pute 1 1/2 cm, Karbonaden oder Koteletts 2 cm.
    Bei Hähnchen gilt: immer die ganze Brust nehmen (saftiger) und ganz durchbraten (Salmonellen-Ex).


  8. Das ist Tabu!
    Leberkäse, Kasseler und Speck sind Tabu für den Rost!
    Sie enthalten Pökelsalz, das sich bei großer Hitze in Krebs erregende Nitrosamine verwandelt.
    Das Problem: Die schädliche Substanz entsteht im Fleisch und kann nicht von außen neutralisiert werden.


  9. Ist mein Steak gar?
    Um das herauszufinden, drückt man mit einem Löffel aufs Fleisch und vergleicht es mit der Hand.
    Ist es weich wie die Falte zwischen Daumen und Zeigefinger = blutig (englisch).
    Weich wie der Ballen = innen rosig (medium).
    Fest wie das Handinnere = durch (welldone).


  10. Die richtige Hitze fühlen
    Wann hat die Kohle die richtige Temperatur?
    Versuchen Sie mal meinen Meßtrick: Hand knapp über den Rost halten, sodass man die Wärme spürt.
    Dann zählen: 21, 22, 23 und die Hand wegziehen.
    Bei 23 ist die Temperatur optimal. Muss man sie bei 21 wegziehen: zu heiß - bei 24 zu kalt.


  11. Wenden, aber richtig
    Wenden Sioe das Fleisch möglichst nur einmal!
    Der optimale Wendezeitpunkt ist erreicht, wenn der Fleischsaft oben austritt.
    Zum Wenden immer eine Grillzange verwenden, nie eine Gabel - durch das Anstechen geht kostbarer Saft verloren - das Fleisch wird trocken.


  12. Zylinertrick
    Mit dem Zylindertrick glüht die Kohle schnell und gleichmäßig durch: Mit einem Kompaktanzünder in eine große Aluminiumdose geben.
    Durch die zylindrische Form kann sich die Glut optimal ausbreiten.
    Danach auf den Grill schütten - man kann sofort losbrutzeln.


  13. Keine Bierdusche!
    Bloß kein Bier übers Fleisch in die Glut gießen!
    Durch den Qualm gelangt Krebs erregendes Benzpyren ins Essen.
    Den gewünschten süßlichen Geschmack und die kräftige Farbe erzielen Sie auch mit einer Marinade aus Rübensirup - nur viel gesünder.


  14. Fisch! Kein Problem!
    Ärgerlich: Fisch, der beim Grillen zerfällt.
    Dagegen "resistent" sind Forellen und Lachssteaks (nicht das Filet).
    Vorher mit Öl bepinseln und wie Fleisch auf den Rost legen.
    Tipp: In Alufolie gegart wird der Fisch aber noch etwas saftiger.

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