Wintermärchen
- Ich seh' Flocken fallen, vom Himmel hoch,
in sanften Wiegen, leicht und gemach.
Sie decken Wälder und Wiesen zu
mit ihrer weißen Pracht.
- Der Schneemann, belebt von Kinderhand,
hebt lachend seinen Stock.
Ein Häschen hoppelt zu ihm heran,
schaut mutig zu ihm hoch.
- "Ach Schneemann, du großer, starker Wicht,
gib mir deine Nase jetzt.
Siehst du nicht, dass ich hungern muss
hältst du die Rübe fest?"
- Der Schneemann erbarmt sich des Häschen Leid
und schüttelt seinen Schopf.
Die Rübe fällt ihm aus dem Angesicht,
dem Häschen fast auf den Kopf.
- "Dank dir lieber Schneemann, Dank.
Du rettest das Leben mir.
Der Winter ist so furchtbar kalt,
ich will wärmen dich dafür."
- Der Schneemann lächelt von oben herab
und brummt dem Häschen zu:
"Die Wärme ist für dich angenehm,
aber mir gibt die Kälte Ruh."
- "Zieh' weiter, mein Häschen, zieh weiter geschwind,
such dir einen Schlafplatz zur Ruh'.
Und träum von mir, deinem großen Freund.
Die Sterne schauen dir zu."
- "Sie blinken herab in dunkler Nacht,
und leuchten am Firmament.
Sie schenken dir Träume, wie du sie magst,
bis an dein Lebensend."
[ U. Fiedler, 1990 ]
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